Brennpunkt-Artikel


03.12.2018

Einführung von Referenzpreisen ohne Nebenwirkungen

Blosse Angstmacherei

Im ersten Paket zur Kostendämpfung schlägt der Bundesrat die Einführung eines Referenzpreises für wirkstoffgleicher Medikamente vor. Die Pharmaindustrie wird nicht müde zu behaupten, mit dieser Massnahme werde die Versorgungssicherheit gefährdet und die Patienten sähen sich Gesundheitsrisiken ausgesetzt. Ein Blick zu unseren nördlichen Nachbarn widerlegt alle diese Argumente als unbegründete Angstmacherei. Deutschland hat bereits 1989 für Generika Höchstpreise eingeführt. Nach Inkrafttreten der ersten Festbeträge waren bei den preislich über den Festbeträgen liegenden Arzneimitteln durchschnittliche Preissenkungen von dreissig Prozent zu beobachten. Von der Pharmaindustrie geschürte Ängste zur Medikation und Versorgungssicherheit erwiesen sich als unbegründet

Schweiz Schlusslicht beim Generikaumsatz

Die Schweiz liegt hinsichtlich des Einsatzes von Generika im OECD-Raum in den hintersten Rängen. Zum Vergleich: In Deutschland ist der Anteil der Generika am Medikamentenumsatz mit 36 Prozent genau doppelt so hoch wie in der Schweiz. Insbesondere bei den Anreizen auf Seiten der Verkäufer hinkt die Schweiz den meisten europäischen Ländern hinterher. Der vom Regulator ausgestaltete Vertriebsanteil, welcher die Aufwendungen des Arztes, Apothekers und Spitals beim Verkauf einer Medikamentenpackung regelt, ist stark preisabhängig. Es gilt in den meisten Fällen: Je teurer die Packung, desto grösser der Verdienst des Verkäufers. Für den Arzt besteht in der Schweiz heute kein verbindlicher Zwang und eben auch kein finanzieller Anreiz, ein günstigeres Generikum zu verschreiben. Aktuell verdient der Arzt weniger, wenn er ein günstiges Generikum abgibt. Die preisabhängige Margenordnung, welche die Aufwendungen des Arztes, Apothekers und Spitals beim Verkauf einer Medikamentenpackung regelt, muss deshalb dringend angepasst werden. Lediglich die Patienten profitieren beim Bezug eines Generikums von einer tieferen Kostenbeteiligung an den die Franchise übersteigenden Kosten. Die Einführung des Referenzpreissystems genügt damit noch nicht, um den Generikaanteil markant zu erhöhen. Deutschland hat die Erfahrung gemacht, dass die Information der Patienten über den Sinn und Zweck von Festbeträgen eine wesentliche Rolle für die Akzeptanz von Generika spielt. Eine bessere Patientenaufklärung mittels Informationskampagnen über die Gleichwertigkeit von Generika könnte zu einer merklichen Verbesserung der Situation führen. Diesbezüglich sind Leistungserbringer und Krankenversicherer gefordert.

 

"Heute gilt: Je teurer die Packung, desto grösser der Verdienst des Arztes oder Apothekers."