Communiqué


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26.09.2024

Schmerzhafte Prämienerhöhung um 6 Prozent

Kosten für medizinische Behandlungen treiben Prämien in die Höhe

Nach dem starken Kostenwachstum im vergangenen Jahr, durfte für das 2024 eine Verschnaufpause erwartet werden. Leider ist das Gegenteil eingetreten: Die Kosten für medizinische Behandlungen steigen auch im Jahr 2024 überdurchschnittlich stark an. Zudem lässt die Prognose für das kommende Jahr auf keine Entspannung hoffen. Das wirkt sich wiederum auf die Prämien aus, die per 2025 im Schnitt um 6 Prozent steigen. Besonders ins Gewicht fallen die Kostensteigerungen in den Bereichen Pflege, Medikamente, Apotheken und Spitäler. Stark gestiegen sind die Kosten auch für Behandlungen der Physiotherapie und der Laboranalysen.

Im Jahr 2023 sind die Kosten mit 6 Prozent unüblich stark gestiegen. Damit durfte erwartet werden, dass von diesem bereits sehr hohen Kostenniveau im laufenden Jahr die Kostensteigerung moderat ausfällt. Leider ist das nicht der Fall: In den ersten sieben Monaten des Jahres 2024 sind die Kosten nochmals um 5.8 Prozent gestiegen.

Starker Anstieg der Pflegekosten

Besonders ausgeprägt ist der Kostenanstieg (+9,7 Prozent) bei den Pflegeleistungen und hier vor allem im Bereich Pflege zu Hause (Spitex). Ein Grund für das überdurchschnittliche Kostenwachstum bei der Pflege zu Hause ist die boomende Angehörigenpflege. Hier belaufen sich die auf das gesamte Jahr gerechneten Kosten auf mittlerweile 100 Millionen Franken, wobei der Trend weiterhin stark nach oben zeigt. Gleichzeitig sind auch die Kosten im Heimbereich markant gestiegen (+5,2 Prozent).

Starker Kostenschub bei ambulanten Behandlungen in Arztpraxen und im Spital

Der erneut starke Kostenschub in den ersten sieben Monaten des laufenden Jahres bei Behandlungen durch Ärztinnen und Ärzte (+5.3 Prozent) sowie im ambulanten Spitalbereich (+5.9 Prozent) zeigt, wie dringend hier eine Tarifreform ist. Die vom Bundesrat im Frühsommer 2024 genehmigten ambulanten Pauschalen weisen den richtigen Weg. 

Medikamente, Apotheken, Laboranalysen: Weiter stark steigende Kosten

Anhaltend hoch fällt mit 5,8 Prozent auch das Kostenwachstum bei den Apotheken aus. Zudem steigen die Kosten für verkaufte Medikamente in Arztpraxen weiter (+4,3 Prozent). Insgesamt belaufen sich die Medikamentenkosten auf gegen 10 Milliarden Franken, was rund einem Viertel der Ausgaben in der Grundversicherung entspricht. Sorgen bereiten einmal mehr die Laborkosten: Diese haben um 12,7 Prozent zugenommen.

Physiotherapie und Spitäler mit weiterem Kostenschub

Ein starkes Wachstum weist mit 6,6 Prozent erneut die Physiotherapie aus. Immer öfters rechnen Praxen sogenannt aufwändige Physiotherapie-Behandlungen ab, welche die Grundversicherung verstärkt belasten. 2018 betrug der Anteil der aufwändigen Behandlungen an den gesamten physiotherapeutischen Kosten noch 23 Prozent – im Jahr 2023 waren es bereits 39 Prozent. Vor allem bei Gruppenpraxen ist seit mehreren Jahren ein anhaltend hohes Wachstum zu beobachten. 

Steigende Tarife und Leistungsausbau erhöhen den Kostendruck

Ein wichtiger Kostentreiber ist auch der stetige Leistungsausbau in der Grundversicherung. Mit der Aufnahme der psychologischen Psychotherapie – verbunden mit einer Lohnerhöhung – in die Grundversicherung oder neuen Pflichtleistungen wie der Abnehmspritze Wegovy werden die Prämienzahlerinnen und Prämienzahler mit mehreren Hundert Millionen Franken zusätzlich belastet. Aktuell ist eine starke Mengenausweitung zu beobachten, für das kommende Jahr sind allerdings auch steigende Tarife, etwa bei den Spitälern, zu befürchten.

Massnahmen endlich umsetzen

Kostendämpfende Massnahmen sind dringend nötig, um weitere starke Prämienanstiege zu vermeiden. Damit die Prämien auch künftig bezahlbar bleiben, braucht es folgende Massnahmen:

  • Senkung der Medikamenten- und Laborpreise
  • Überregionale und nationale Versorgungsplanung für Spitäler
  • Verbindliche Verknüpfung der Vergütung mit Qualitätskriterien
  • Rolle der Kantone im Gesundheitswesen entflechten
  • Bürokratie im Gesundheitswesen abbauen
  • Ausbau des Leistungskataloges in der Grundversicherung stoppen

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