Gesundheitspolitischer Blindflug ohne Fallschirm

Medienmitteilungen
29.08.2013

Der Umbau unseres bewähren Gesundheitssystems in 26 Staatsmonopole würde durch den jahrelangen Parallelbetrieb des alten und neuen Systems nicht nur Milliarden kosten, sondern vor allem unkalkulierbare Risiken beinhalten. Der Transfer der Versichertendaten wäre zum Vornherein unlösbar. santésuisse teilt diese Befürchtungen von  Gesundheitsökonomen und der alliance santé. Die Einheitskasse wäre ein gewaltiges Abenteuer ohne jede Gewissheit über den finanziellen und qualitativen Ausgang.

Die Anhänger der Initiative für eine öffentliche Einheitskrankenkasse wollen das heutige System mit 60 privaten Krankenversicherern durch eine staatliche öffentliche Krankenkasse ersetzen. Eine vertiefte Analyse zur neuen Institution und den Modalitäten des Übergangs vom heutigen zum neuen System haben sie nicht vorgelegt. Ganz offensichtlich unterschätzen sie die Anforderungen eines derartigen Grossprojekts. Dies zeigt eine heute vom Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie unter der Leitung von Prof. Dr. Urs Brügger veröffentlichte Studie.

Unkalkulierbare Risiken und Milliardenkosten ohne Mehrwert
Die Initianten versprechen tiefere Krankenkassenprämien infolge jährlicher Einsparungen bei den Werbe- und Marketingausgaben sowie den Provisionen der privaten Krankenversicherer. Diese Kosten beliefen sich im Jahre 2011 auf 77 Millionen Franken (BAG), was rund 0,3% der
Ausgaben für die soziale Grundversicherung entspricht. Die Studienverfasser schätzen die Kosten für die Systemumstellung bei günstigem Verlauf auf rund zwei Milliarden Franken. Die Kosten müsste die Schweizer Bevölkerung über Prämien und Steuern bezahlen ohne einen Mehrwert zu erhalten. Erst nach 20 bis 30 Jahren könnten die von den Initianten behaupteten Einsparungen bei den Werbe- und Marketingkosten inkl. Provisionen theoretisch ein Thema werden. Die Unsicherheiten über das Funktionieren des neuen Zwangsmonopols ohne jede Wahlmöglichkeit sind in diesen Berechnungen ebenso wenig berücksichtigt wie die massiven Risiken jedes derartigen Grossprojektes, insbesondere im IT-Bereich. Die Leidtragenden des Abenteuers „Einheitskasse“ wären nicht nur die Prämien- und Steuerzahlenden: Rund 5000 Mitarbeitende der Krankenkassen und ihre Familien wären vom Umbau besonders stark betroffen und müssten ihren Lebensmittelpunkt grossflächig verschieben.

Initiative mit falschem Fokus
Mit der Einheitskasse werden der Bevölkerung tiefere Prämien infolge eingesparter Werbekosten versprochen. „Die Initianten zäumen das Pferd am Schwanz auf, wenn sie tiefere Prämien infolge eingesparter Verwaltungskosten versprechen: 95% der Ausgaben für die Krankenkassen
sind Leistungskosten, also bezahlte Rechnungen von Ärzten, Spitälern und für weitere Leistungen“, erklärt Verena Nold, Direktorin von santésuisse. „Die Verwaltungskosten der Krankenkassen sind die tiefsten aller Sozialversicherungen, notabene inklusive Werbung, Marketing und Löhne.“ Dass sich mit der Einheitskasse kein einziger Franken sparen lässt, betont auch SPBundesrat Berset (10vor10, 10.10.2012).

 


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