Die Pflegekosten belasten das Gesundheitswesen immer stärker. Bis im Jahr 2022 sind die Ausgaben auf 6,5 Milliarden Franken gestiegen. Immer grösser und teurer wird das Angebot im Spitex-Bereich, wo die Zahl der Leistungserbringer von 2011 bis 2022 um 92 Prozent zugenommen hat. Handlungsbedarf sieht santésuisse auch bei der Ermittlung des Pflegebedarfs. Besonders in der Westschweiz kommt die Pflege die Prämienzahler teuer zu stehen. Patientinnen und Patienten werden dort generell höher eingestuft als in anderen Kantonen, da mit drei verschiedenen Erfassungssystemen gearbeitet wird.
Seit Einführung der neuen Pflegefinanzierung im Jahr 2011 haben die Pflegeleistungen in der Schweiz massiv zugenommen. Bis im Jahr 2022 stiegen die Kosten in Pflegeheimen um 42 Prozent auf rund 4,5 Milliarden Franken, bei der Pflege zu Hause sogar um 124 Prozent auf rund 2 Milliarden Franken. Den grössten Teil der Kosten bezahlen die Krankenversicherer über die OKP: Fast 3,4 Milliarden Franken waren es im Jahr 2022 – und damit 41 Prozent mehr als 2011. Der Rest ging zulasten der Kantone (2,4 Milliarden Franken) sowie der Patientinnen und Patienten (752 Millionen Franken). Mit der Umsetzung der Pflegeinitiative sowie der Einführung der Einheitlichen Finanzierung von ambulanten und stationären Leistungen (EFAS) droht der nächste Kostenschub. Gefordert sind daher griffige Sparmassnahmen von Bund, Politik sowie den weiteren Akteuren des Gesundheitswesens.
Deutlicher Trend: Immer mehr Pflege zu Hause statt im Heim
Stark ausgebaut wurde das Angebot im Bereich Pflege zu Hause. Im Jahr 2011 waren erst 1410 Leistungserbringer registriert, bis 2022 stieg diese Zahl auf 2708 (Plus 92 Prozent). Dagegen ging die Zahl der Pflegeheime im selben Zeitraum leicht zurück (von 1585 auf 1485 Anbieter). Gleichzeitig werden die Klientinnen und Klienten immer älter. Über die Hälfte der OKP-Leistungen in Pflegeheimen nehmen inzwischen Personen im Alter von über 85 Jahren in Anspruch. Im Bereich Pflege zu Hause fallen mehr als die Hälfte der Pflegebeiträge bei Personen im Alter von über 80 Jahren an.
Pflegebedarf ungleich erfasst: Patienten in Westschweiz werden höher eingestuft
Um den Pflegebedarf von Patientinnen und Patienten ermitteln zu können, setzen die Pflegeheime auf drei Pflegebedarfs-Erfassungssysteme. Die Pflegeheime der Deutschschweizer Kantone sowie der Kantone Wallis, Freiburg und Tessin vertrauen auf BESA oder RAI-RUG, die Kantone Waadt, Neuenburg, Genf und Jura auf Plaisir. Auswertungen von santésuisse zeigen: Jene Kantone, die mit Plaisir arbeiten, erreichen bei Patienten im Schnitt eine deutlich höhere Pflegebedarfsstufe, womit die OKP noch stärker belastet wird. Für santésuisse eine unhaltbare Situation. Es ist nicht einzusehen, warum Personen mit objektiv gleichem Pflegebedarf in einigen Kantonen deutlich mehr Zeit beanspruchen (und vergütet erhalten) als in anderen.
Vergleich mit Ausland zeigt: Schweiz steht bei Pflegepersonal sehr gut da
In kaum einem anderen Land arbeiten so viele Personen in der Pflege wie in der Schweiz: Werden diplomierte Pflegefachpersonen und Fachleute Gesundheit und Betreuung zusammen betrachtet, liegt die Schweiz im internationalen Vergleich an zweiter Stelle hinter Norwegen – mit 17,0 Pflegefachpersonen pro 1000 Einwohner. Der vielzitierte Mangel an Pflegepersonal lässt sich auch dann nicht festhalten, wenn der Faktor Teilzeitarbeit mit einbezogen wird. Auch dann ist die Schweiz im internationalen Vergleich weit vorne mit dabei. Wichtig auch: Gemessen an Vollzeitäquivalenten ist das Pflegepersonal in Pflegeheimen seit Einführung der neuen Pflegefinanzierung nahezu stabil geblieben. Im Bereich Pflege zu Hause stieg die Zahl hingegen stark an, insgesamt um 37 Prozent.