Standpunkt von Heinz Brand in der Basler Zeitung vom 7. Juni 2019

Positionen
17.06.2019

In seinem umfangreichen Interview in der BaZ zu verschiedenen Fragen des Gesundheitswesens stellt Regierungsrat Engelberger mitunter fest, dass die Krankenkassen in Bern zu viel Macht hätten und damit zumindest eine Mitschuld für die unerfreuliche Kostenentwicklung im Gesundheitswesen zu verantworten hätten.

Laut einer neuen Studie von Polynomics sind es aber im Gegenteil die Kantone, welche in Bundesbern die grösste Gestaltungsmacht in der Gesundheitspolitik haben - vorweg leider, um Reformen zu verhindern.

Dies beispielsweise im Bereich der überflüssigen medizinischen Leistungen, die gemäss Bundesrat 20 Prozent ausmachen. Hätten die Krankenkassen wirkliche Macht, wie Regierungsrat Engelberger behauptet, müssten Ärzte, Spitäler und Pharmazeuten bei ihren Leistungen konsequent den Nutzen für Patienten nachweisen. Gerade in überversorgten Regionen wie Basel-Stadt würden die Prämien mit Sicherheit fallen, wenn nicht mehr nach Gutdünken abgerechnet werden könnte. Die heutige Ohnmacht der Krankenkassen, die überflüssigen Leistungen zu unterbinden, widerspiegelt sich im aktuellen Kräfteverhältnis der «Player» in Bundesbern: Im National- und Ständerat existieren 166 Mandate von Spitälern, Ärzten, Pharmaindustrie und Spitex.

Also von jenen Leistungserbringern, die 95 Prozent der Kosten der Krankenversicherungen verursachen und damit in der Steuerungskompetenz der Kantone liegen. Auf die Seite der Krankenversicherer, die weniger als 5 Prozent Verwaltungskosten aufweisen, fallen dagegen lediglich 29 Mandate. Angesichts dieser Diskrepanz und der bevor stehenden Kostenentwicklung ist es nachgerade zu bedauern, dass den Krankenkassen in Bern nicht mehr Einfluss- und Gestaltungsmöglichkeiten zustehen.

Leserbrief zur BaZ Ausgabe vom 24. Mai "Die Krankenkassen haben in Bundesbern zu viel Macht"


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