Communiqué
2023 sind die Gesundheitskosten um 6 Prozent gestiegen
Stärkstes Kostenwachstum seit 10 Jahren belastet Prämienzahler
Die Gesundheitskosten steigen ungebremst. In der Grundversicherung wuchsen die Kosten für medizinische Behandlungen im letzten Jahr um 2,3 Milliarden Franken. Mit einem Plus von 6 Prozent (4,6 Prozent pro Kopf) ist dies das höchste Wachstum seit zehn Jahren und übersteigt im Total erstmals 40 Milliarden Franken. Parlament und Bundesrat sind gefordert, rasch griffige Reformen zugunsten der Versicherten durchzusetzen. Mit der Einführung von Entschädigungen in Form von ambulanten Pauschalen für ärztliche Behandlungen, ergänzt um einen Einzelleistungstarif, könnte der Bundesrat noch dieses Jahr einen wichtigen Meilenstein setzen.
Die Kostenentwicklung in der obligatorischen Krankenpflegeversicherung (OKP) ist für die Prämienzahlerinnen und Prämienzahler besorgniserregend. Das Wachstum betrug 2023 rund 2,3 Milliarden Franken. Die Gesamtkosten der Grundversicherung belaufen sich mittlerweile auf über 40 Milliarden Franken. Ein Lichtblick bilden die rückläufigen Kosten im Jahr 2023 im Bereich der Laboruntersuchungen (- 3,7 Prozent pro Kopf). Das ist gelungen, weil die jahrelange Forderung der Krankenversicherer nach einer Tarifkürzung umgesetzt wurde, was sich nun in den Jahreszahlen 2023 niederschlägt. Dieses Beispiel zeigt, dass Kostendämpfung möglich ist – ganz ohne Qualitätseinbussen für die Patientinnen und Patienten. Allerdings sind die Preise für Laboruntersuchungen weiterhin mehr als doppelt so hoch wie im vergleichbaren Ausland.
Medikamente: Kosten bei bald 10 Milliarden Franken
Rund ein Viertel der Gesamtkosten entfallen auf Medikamente. Diese betragen mittlerweile rund 9,6 Milliarden Franken (ambulant und stationär). Das entspricht einem erneuten Kostenanstieg von 5,4 Prozent respektive knapp einer halben Milliarde Franken (491 Millionen). Besonders stark ins Gewicht fallen dabei Krebsmedikamente und Immunsuppressiva. Beide Medikamentengruppen tragen mit je 1,3 Milliarden Franken zu einem wesentlichen Teil zum hohen Volumen bei. Das Kostenwachstum betrug bei Krebsmedikamenten rund 12 Prozent, bei Immunsuppressiva rund 5 Prozent. Die Kosten haben sich damit im Bereich der Krebsmedikamente in den letzten sechs Jahren verdoppelt.
Ärztinnen und Ärzte: Kostenwachstum von knapp einer halben Milliarde Franken
Die Kosten für ärztliche Behandlungen sind im Jahr 2023 mit einem Plus von 460 Millionen Franken, bzw. 4,4 Prozent pro versicherte Person, ebenfalls stark gestiegen – dies, wenn man berücksichtigt, dass die psychologische Psychotherapie nicht mehr in den Arztpraxen durchgeführt wird. Gerade das starke Kostenwachstum im ambulanten Bereich zeigt, wie dringend eine Tarifreform ist. Denn auch im ambulanten Spitalbereich steigen die Kosten ungebremst weiter. Hier beträgt das Plus 5,4 Prozent (4 Prozent pro versicherte Person), was einem Anstieg um 410 Millionen Franken entspricht.
Weitere Kostentreiber: Psychotherapie, Physiotherapie und Pflege
2023 wurden 785 Millionen Franken für die psychologische Psychotherapie aufgewendet. Das ist ein Plus von 220 Millionen Franken im Vergleich zum Vorjahr. Ein Hauptgrund für die massiven Mehrkosten ist die neue Abrechnungspraxis, mit der psychologische Psychotherapeuten seit dem 1. Juli 2022 als eigenständige Leistungserbringer selbständig zulasten der Grundversicherung abrechnen dürfen. Nur ein Teil davon ist auf Verschiebungen von der Zusatz- in die Grundversicherung zu erklären. Weitere Kostentreiber sind die Mengenausweitung sowie eine Tariferhöhung, die den Psychologinnen und Psychologen von den Kantonen zusätzlich gewährt wurde.
Weiter weisen Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten mit einem Plus von gut 8,4 Prozent (7 Prozent pro versicherte Person) ein ausserordentlich hohes Wachstum auf. Die gesamten Kosten der Physiotherapie betragen neu 1,46 Milliarden Franken, was einem Plus von 113 Millionen Franken entspricht.
Auch in der Pflege steigen die Kosten stark. Jene für Spitex-Leistungen sind um 7,5 Prozent gestiegen (6,1 Prozent pro versicherte Person), aber auch in den Pflegeheimen ist es zu einem Kostenwachstum gekommen, dieses beträgt 2,9 Prozent (1,6 Prozent pro versicherte Person).
Dringende Massnahmen: Bundesrat und Parlament sind gefordert
Für die Bevölkerung ist das Wachstum der Gesundheitskosten und damit der Prämien eine grosse Belastung. Angesichts des hohen Kostendrucks sind zugunsten der Versicherten endlich Massnahmen zu ergreifen, die die Kostenentwicklung dämpfen.
Beispielsweise ist es nun umso wichtiger, einen neuen Arzttarif auf der Basis von ambulanten Pauschalen, ergänzt mit einem Einzelleistungstarif, einzuführen: Pauschalen bringen mehr Transparenz, dämpfen das Kostenwachstum und belohnen effiziente Leistungserbringer. Umgekehrt profitieren jene nicht mehr, die möglichst viel abrechnen. Pauschalen haben sich im stationären Spitalbereich bereits bewährt. Sie gründen auf millionenfach erhobenen Kostendaten und bilden so die Kostenbasis sachgerecht ab. Dieser von santésuisse und dem Spitalverband H+ ausgearbeitete Tarif steht zur Genehmigung durch den Bundesrat bereit und ist so rasch wie möglich einzuführen.
Mit einer weiteren Senkung der Labortarife, einem Stopp beim Ausbau des Leistungskatalogs, Einsparungen bei Medikamenten und einer Spitalplanung über die Kantonsgrenzen hinweg könnte viel Geld gespart werden – ohne dass die Prämienzahlerinnen und Prämienzahler auf etwas verzichten müssten. Alle Entscheide sind im Sinne der Prämienzahlerinnen und Patienten zu fällen.
Die Herausforderungen sind gross, doch die neue Legislatur ist auch eine Chance, die wichtigen Reformen anzugehen. Der Bundesrat, das neue Parlament und die EDI-Vorsteherin Elisabeth Baume-Schneider haben es in der Hand, endlich kostendämpfende Massnahmen umzusetzen.