Communiqué
Versorgungsplanung – Föderalismus stösst an Grenzen
Übung macht den Meister: Schluss mit Gelegenheitschirurgie in Schweizer Spitälern
Eine Auswertung von santésuisse zeigt: In vielen Schweizer Spitälern werden Eingriffe nur ein paar Mal pro Jahr vorgenommen. Diese Spitäler erreichen damit die Mindestfallzahlen nicht, die von den kantonalen Gesundheitsdirektoren empfohlen werden. Dieses Ergebnis ist alarmierend für die Qualität der Behandlungen und ein Ergebnis der zu hohen Spitaldichte in der Schweiz. santésuisse fordert eine überregionale Spitalplanung und eine koordinierte Planung der Spezialmedizin.
Je öfter in einem Spital ein bestimmter Eingriff durchgeführt wird, desto geringer das Risiko für Komplikationen. Damit die Qualität des Schweizer Gesundheitswesens sowie die Sicherheit für Patientinnen und Patienten weiterhin hoch bleiben, tut eine überregionale Spitalplanung Not. Wie dringend diese Reform ist, zeigt eine neue Auswertung von santésuisse: In der heutigen – im internationalen Vergleich extrem dichten - Spitallandschaft sind die Mindestfallzahlen für einen Grossteil der Spitäler kaum zu erreichen. Grund dafür ist die kleinräumige kantonale Sicht bei den Spitallisten und der Zulassung von Leistungserbringern. santésuisse fordert dringend eine Versorgungsplanung auf nationaler Ebene oder in grösseren Planungsregionen.
Spitäler verfehlen Mindestfallzahlen deutlich
Im Rahmen der Auswertung hat santésuisse 21 Spitalplanungs-Leistungsgruppen (SPLG) analysiert, für welche die Gesundheitsdirektion des Kantons Zürich Mindestfallzahlen definiert hat, welche auch die Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektoren zur Anwendung empfiehlt. Das Resultat ist alarmierend: Nur in einer von 21 SPLG erreichen sämtliche Spitalbetriebe die empfohlenen Mindestfallzahlen. Das liegt nicht daran, dass die Mindestfallzahlen zu hoch angesetzt wären: Bei den meisten Gruppen wären gerade einmal 10 Eingriffe pro Jahr gefordert, also weniger als einer pro Monat. Dennoch verpassen 56 Prozent der Spitalbetriebe die Mindestfallzahlen in über 50 Prozent der untersuchten SPLG, rund 10 Prozent sogar in allen SPLG. Vergleicht man die Zahlen mit jenen aus dem Jahr 2017, fallen die Mindestfallzahlen bei verschiedenen SPLG sogar noch tiefer aus. So hat sich etwa bei der spezialisierten Wirbelsäulenchirurgie die Zahl der Spitalbetriebe, welche die Zahl der operativen Eingriffe nicht erreichen, mehr als verdoppelt. Schlechter sind die Werte auch bei der komplexen Chirurgie der Niere und weiteren SPLG.
Spitalplanung ist zu überdenken
Für santésuisse zeigt die Auswertung einmal mehr: Bei der Spitalplanung besteht dringender Handlungsbedarf. Die Planung des Angebots an Spitälern soll auf überregionaler Ebene oder national erfolgen und die Spitäler sollen sich auf ihre wichtigsten Fachgebiete spezialisieren. Zudem müssen bei der Spitalplanung Kriterien für eine qualitätsorientierte und effiziente Versorgung im Zentrum stehen und nicht lokalpolitische Interessen. Davon würden die Patientinnen und Patienten profitieren - unabhängig davon, wo sie in der Schweiz wohnhaft sind. Denn: Eine bessere Auslastung erhöht die Qualität der operativen Eingriffe und vermindert das Risiko von Komplikationen. Vor dem Hintergrund des anhaltenden Kostenanstiegs im Gesundheitswesen muss auch vermieden werden, dass die Prämienzahlerinnen und Prämienzahler nicht ausgelastete Infrastrukturen finanzieren, welche häufig die Ursache für die Defizite der Spitäler sind. So haben die Kantone in den vergangenen Jahren Spitaldefizite in Milliardenhöhe gedeckt und damit ineffiziente Strukturen erhalten, statt eine Konzentration der Angebote zu fördern. Dieses Thema beschäftigt nicht zuletzt die Politik: Diverse Vorstösse sind gegenwärtig im Parlament hängig, welche die Versorgungsplanung straffen und effizienter gestalten wollen.