Der neue ambulante Tarif rückt in Griffnähe

infosantésuisse-Artikel
18.12.2023

santésuisse und der Spitalverband H+ haben das Gesamtpaket aus ambulanten Pauschalen und ärztlichem Einzelleistungstarif gutgeheissen. Damit stehen sie zum in den letzten Monaten erarbeiteten Kompromiss. Ambulante Pauschalen für teure spezialärztliche Behandlungen sind ein wirksames Mittel gegen die Mengenausweitung und reduzieren den administrativen Aufwand. Nun entscheidet der Bundesrat über die Einführung.

Nach jahrelangen Verhandlungen ist Anfang November ein Durchbruch in Sachen ambulanter Tarife gelungen. Die beiden Tarifpartner santésuisse und H+ haben sich für die Einführung eines gesamtheitlichen Tarifsystems, der ambulante Pauschalen und den Einzelleistungstarif TARDOC umfasst, ausgesprochen. Mit diesem Entscheid halten sich die Tarifpartner an den in den letzten Monaten erarbeiteten Kompromiss sowie an den Willen von Parlament und Bundesrat und bringen ambulante Pauschalen breit zum Einsatz. Der nächste wichtige Meilenstein: Die neu geschaffene Tariforganisation für ambulante Arzttarife OAAT AG wird die beiden Tarifwerke zeitnah dem Bundesrat einreichen. Ab 2024 soll OAAT als einzige nationale Tariforganisation für die Pflege von Pauschalen und Einzelleistungstarifen zuständig sein. Die bisherigen Tariforganisationen solutions tarifaires suisse AG und ats-tms-AG werden gemäss aktueller Planung per Ende 2023 aufgelöst.

Kombination der Vorteile

«Das neue, kohärente Tarifsystem, bestehend aus Pauschalen und Einzelleistungstarif, schafft Transparenz für die Prämienzahlerinnen und Prämienzahler, hilft die Kostenentwicklung zu stabilisieren und belohnt effiziente Leistungen», ist santésuisse-Direktorin Verena Nold überzeugt. Der in den letzten Monaten erarbeitete Kompromiss für einen tragfähigen Arzttarif der Zukunft erlaube es, die jeweiligen Vorteile der zwei Tarifwerke optimal zu kombinieren

Einfach und verständlich

Pauschalen sind klar verständlich und einfach in der Anwendung. Sie basieren auf verbindlichen Regeln, definierten Inhalten, überprüfbaren Kriterien und reduzieren damit den administrativen Aufwand für alle Beteiligten. Zudem eliminieren sie Fehlanreize, die der heutige Einzelleistungstarif mit sich bringt: So muss bei der Anwendung von ambulanten Pauschalen nicht mehr jede einzelne Leistung erfasst werden.

Weniger Administration

Ambulante Pauschalen bilden den ganzen OP-Tag ab: von der Patientenaufnahme, über den Eingriff bis zur Nachbetreuung am gleichen Tag sind alle damit verbundenen Leistungen in der Pauschale enthalten. Neben den Lohnkosten für Ärzte und Personal umfasst die Pauschale auch die Infrastrukturkosten, Verbrauchsmaterial und Medikamente für den Eingriff und die Kosten für die Anästhesie. Zahlreiche bisher separat verrechnete Einzelpositionen werden zusammengefasst. Die einfach nachvollziehbaren Rechnungen erleichtern die Administration bei Ärzten und Krankenversichern.

Umfassende Datengrundlage

Als wichtige Grundlage für die Entwicklung der Pauschalen dienten die Leistungs- und Kostendaten von fast einer Million Fällen, die von rund 30 Spitälern zur Verfügung gestellt wurden. Damit ist die Datenbasis so umfassend wie bei keinem anderen ambulanten Tarifwerk. «Ein datenbasiertes Tarifsystem nach dem Vorbild von SwissDRG nun auch im ambulanten Bereich einzuführen, ist nur eine logische Konsequenz und längst überfällig», sagt Anne-Geneviève Bütikofer, Direktorin H+. Weiter könne durch die tatsächliche Anwendung von Kosten- und Leistungsdaten die Tarifdiskussion nun auch im ambulanten Bereich weiter versachlicht werden.


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