Griffige Reformen statt populistische Ideen

infosantésuisse-Artikel
15.07.2024

Am Jahreskongress 2024 von santésuisse haben Expertinnen, Parlamentarier und der Politikwissenschaftler Lukas Golder das Resultat der Gesundheitsvorlagen vom 9. Juni 2024 analysiert und Lösungsvorschläge skizziert. Für santésuisse ist klar: Nur mit griffigen Reformen kann der Kostenanstieg gedämpft werden – zum Wohl der Prämienzahlerinnen und Prämienzahler.

«Grundsätzlich ist die Bevölkerung mit dem Schweizer Gesundheitswesen zufrieden. Es möchte keine Experimente und am heutigen wettbewerblich gestalteten System festhalten», betonte santésuisse-Präsident Martin Landolt anlässlich des gut besuchten Jahreskongresses 2024 in der Berner Eventfabrik. 

Das Kostenwachstum und die damit einhergehenden steigenden Prämien beschäftigen die Bevölkerung aber stark. Das zeigte eine Strassenumfrage, die am Jahreskongress präsentiert wurde und das lässt sich auch mit Zahlen belegen. «Eine fünfköpfige Familie zahlt heute monatlich 446 Franken mehr als 2011», erläuterte santésuisse-Chefökonom Christoph Kilchenmann. «Die Gesundheitskosten wachsen seit vielen Jahren stärker als die Löhne.»

Nur Reformen können Kosten bremsen

Im vergangenen Jahr wurde in der Grundversicherung erstmals die Kosten-Schallmauer von 40 Milliarden Franken durchbrochen. Der stärkste Kostenanstieg resultierte bei den Medikamenten, den Ärzten, der Physio-, der Psychotherapie sowie bei der Pflege. Das ungebremste Kostenwachstum wirkt sich direkt auf die Krankenkassenprämien aus. «Daher sind Reformen wichtiger denn je», sagte santésuisse-Direktorin Verena Nold zu Beginn ihres Referates. Dabei geht es weder um eine Revolution noch um simple Schnellschüsse, sondern um strukturelle Veränderungen, die santésuisse in der aktuellen Legislatur Schritt für Schritt zum Wohle der Prämienzahlerinnen und Prämienzahler vorantreiben wird: 

  • Die Vergütung von Behandlungen muss an verbindliche Qualitätskriterien geknüpft werden. 
  • Die Versorgungsplanung für Spitäler und Leistungserbringer muss nationalen Kriterien folgen. 
  • Die Mehrfachrollen der Kantone sollen entflochten werden. 
  • Künftig soll es möglich sein, Medizinalprodukte und einfache Medikamente, die im Ausland günstig eingekauft werden, von der Krankenversicherung vergüten zu lassen. 
  • Die Grundversicherung darf nicht mehr weiter ausgebaut werden. Leistungen müssen konsequent mittels evidenzbasierter Verfahren geprüft werden. 
  • Die Bürokratie soll dank konsequenter Digitalisierung vermindert werden.

Diskussionen um Veränderungen gewinnen an Schwung

Einig waren sich die Teilnehmenden auf der Jahreskongress- Bühne: Das Abstimmungswochenende vom 9. Juni hat wieder Schwung in die Diskussionen um Veränderungen im Gesundheitswesen gebracht. Politikwissenschaftler Lukas Golder skizzierte, wie dieser Schwung in den kommenden Monaten im Sinne der Prämienzahler genutzt werden könnte. Als wichtigste politische Dossiers ging er näher auf die geplante Einführung der Einheitlichen Finanzierung von ambulanten und stationären Leistungen (EFAS) sowie auf eine mögliche Abstimmung zum Thema Einheitskasse ein. Er betonte die Wichtigkeit, die Strukturen des Gesundheitswesens neu zu denken. «Die Politik ist frustriert darüber, dass sie keine Kontrolle mehr hat und möchte diese zurückgewinnen.» Aus diesem Grund sei er überzeugt, dass eine Zentralisierung stattfinden werde. Für die Krankenversicherer sei es wichtig, dass sie der Bevölkerung ihren Mehrwert aufzeigen und die Sicherheit geben könnten, dass sie sich um ihre Kunden kümmern würden. «Können die Versicherer das glaubwürdig bei den Bürgerinnen und Bürgern verankern, werden diese weiterhin am wettbewerblichen System festhalten wollen.»


santésuisse ist die führende Dienstleistungsorganisation in der Gesundheitsbranche und Ihr Partner für umfassende Dienstleistungen im Gesundheitswesen.